Das Aufgebot zur letzten Mannschaftsübung des Jahres 2022 war kurz und präzise wie immer. Die Bedeutung dieser 15. Mannschaftsübung war allerdings aussergewöhnlich, sogar historisch.
«Umzug ins neue Depot», hatte Christian Benz, Kommandant der Feuerwehr Küsnacht, die Mitteilung an seine Kameradinnen und Kameraden überschrieben. Unten, zum Punkt Spezielles, notierte er noch, dass die alten roten Schlüssel unbedingt mitzubringen seien.
Es wurde auf jeden Fall eine besondere Übung am 1. Dezember 2022: Die komplette Feuerwehr zog um vom Provisorium, einer Halle der Werke am Zürichsee in der Freihofstrasse 30a, zurück zum traditionellen Standort an der Alten Landstrasse 139.
15 Monate hatte der Bau des neuen Feuerwehr-Depots gedauert. Das älteste Feuerwehr-Depot im Kanton Zürich (Baujahr 1936) wich einem neuen Gebäude. 12 Millionen Franken hat das neue Haus für die Feuerwehr Küsnacht gekostet, inklusive Tiefgarage, grosser Wagenhalle, Werkstätten und Lagerräumen, Büros und drei Alterswohnungen, die die Gemeinde vermietet.
Aber wie zügelt man eine Feuerwehr? Wie kommt das gesamte Gerät vom einen zum anderen Standort? Schläuche, Helme, Schutzkleidung, Fahrzeuge und Anhänger? Und das alles, während die Feuerwehr ständig einsatzbereit sein muss?
Das Aufgebot gab einen konkreten Zeitplan vor: Antreten der Feuerwehrfrauen und -männer um 19:30 Uhr, inklusive Befehlsausgabe und Verschiebung zum neuen Feuerwehrgebäude. Dann ab 20:30 Uhr sollten innerhalb von 60 Minuten die Spinde eingeräumt sein. Danach dann Zeit für den «gemütlichen Teil der Schlussübung» mit gemeinsamen Essen. Um 22:00 Uhr der letzte Punkt auf dem Zeitplan: «Abtreten».
Die Feuerwehr Küsnacht hält nicht nur einiges an Material vorrätig, sondern hat auch rund um die Uhr mehrere Fahrzeuge einsatzbereit, darunter zum Beispiel ein Tanklöschfahrzeug (TLF), ein Fahrzeug für Öl- und Chemie-Einsätze (OCF) sowie einen Personentransporter, der mit der Sanität zu medizinischen Notfällen ausrückt (PTF-SAN).
Doch bevor sich die Wagenkolonne auf den Weg zum neuen Depot machen konnte, musste das Provisorium komplett geräumt sein.
Benno Leemann, stellvertretender Kommandant und Materialwart der Feuerwehr Küsnacht, hatte dafür gemeinsam mit anderen Helfern in den Tagen zuvor schon viel Gerät zurück gebracht zum Neubau. Doch die Spinde der Feuerwehrleute waren immer noch gefüllt. Feuerwehrhelme, rote Brandschutzjacken und -Hosen, Lederstiefel und die blaue Feuerwehr-Uniform für weitere Einsätze, hingen immer noch griffbereit.
Also stand als erste Aufgabe das Kartonpacken an: Jeder Angehörige der Feuerwehr (AdF) griff sich einen grossen Umzugskarton, füllte ihn mit seiner Kleidung und allem, was sich sonst noch im Spind befand. Das ging schneller als erwartet, innerhalb weniger Minuten standen die Kartons in den Fahrzeugen, beschriftet mit den Namen jedes AdF.
Dann der historische Umzug: Alle Fahrzeuge machten sich auf den Weg, gefüllt mit AdF und ihren Umzugkartons. Angeführt wurde der Tross vom TLF, alle sechs Einsatzfahrzeuge hintereinander, das Verkehrsgruppen-Fahrzeug (VGF) am Schluss. Über die Seestrasse, am Bahnhof vorbei die Oberwachtstrasse hinauf ging die Reise zur Alten Landstrasse.
Kurz vor 20 Uhr standen die Wagen bereits säuberlich geparkt nebeneinander im neuen Feuerwehr-Depot. Die grossen Tore der Fahrzeughalle schlossen automatisch. Schnell waren auch die Kartons wieder geleert und die neuen Spinde mit der Einsatz-Kleidung bestückt. So zügig kann der Umzug einer Feuerwehr sein.
Eine Weile später ergriff Matthias Westermann das Wort, Diakon der katholischen Pfarrei in Küsnacht. Er segnete das Gebäude, die Fahrzeuge und die Feuerwehr-Frauen und -Männer mit heiligem Wasser. Matthias Westermann sagte in seiner Rede, dass die Bevölkerung dankbar sei für das Engagement der Feuerwehr-Mitglieder, die Tag und Nacht zum Einsatz eilen.
Dann kurz vor 21 Uhr gab es endlich die neuen Schlüssel fürs Gebäude: Jeder AdF händigte seinen alten roten Schlüssel aus, der jahrelang Zugang gewährte zum Feuerwehr-Gebäude, ebenso den Schlüssel zum Provisorium. Benno Leemann verteilte in der neuen Zentrale die neuen schwarzen RFID-Schlüsselanhänger, damit kommt jeder AdF rund um die Uhr ins neue Feuerwehrgebäude.
Aber wie läuft es nun beim Einsatz? Kommandant Christian Benz führte seine Kameradinnen und Kameraden durchs Gebäude und erklärte, wie das Vorgehen beim Alarm ist: Wer wo parkiert. Wie sich die Eingangstüre öffnen lässt. Wo die Schalter für die Tore der Wagenhalle sind. Und ganz wichtig und neu: Ab sofort steigt jeder im Alarmfall ins wartende Fahrzeug ein, wenn es noch in der Halle steht. Nicht wie früher erst auf den Hof fahren.
Der gemütliche Teil des Abends hiess: Grillieren und gemeinsam essen.
Ist also alles bereit für den ersten Einsatz im neuen Depot? Christian Benz sagte kurz vor 22 Uhr, dass für ihn vorerst nichts mehr viel zu machen sei. Klar, im Gebäude stünden noch viele Arbeiten an, in den Wohnungen etwa, auch in der neuen Waschhalle fehlte noch einiges, ebenso bei den Gartenbauarbeiten vor dem neuen Depot.
Aber einsatzbereit sei die Feuerwehr Küsnacht auf jeden Fall, so Benz. Abfahrbereit rund um die Uhr im neuen Depot am Verkehrskreisel an der Alten Landstrasse. Ideal gelegen mitten im Dorf, um schnell vor Ort zu sein. Überall dort, wohin die Feuerwehr gerufen wird.
Im Dezember 2022, Feuerwehr Küsnacht